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Jazz-Konzert - Band ließ es schneien

Artikel vom 14.12.2010 | Zur Quelle

Kerpen - Der Hund von Gerhard „Doggy“ Hund ist der Erste, der auf die Bühne trottet. Dass der Kinosaal im Capitol-Theater gesteckt voll ist, macht ihn offensichtlich kein bisschen nervös. Der Vierbeiner mit der roten Schleife um den Hals legt sich hin und rührt sich bis zum Ende des Konzertes nicht mehr von der Stelle. Der Hund ist den Rummel gewohnt, genau wie die sieben Mitglieder der Maryland Jazz Band of Cologne. Obwohl die Gruppe, die 1959 als Schülerband gegründet wurde, kaum Werbung für das traditionelle Weihnachtskonzert gemacht hatte, waren die Zuschauer zahlreich erschienen, um es sich in den neuen Kinosesseln bequem zu machen. 

Der Hund war allerdings der Einzige, der sich von der Jazz-Musik nicht mitreißen ließ. Mit „Santa Clause is coming to town“, eröffnete die Band das Konzert. Seinen roten Mantel hatte Santa Clause fein säuberlich an einen Kleiderständer gehängt, der als Dekoration auf der Bühne stand. Die Besucher wippten oder sangen mit. Dann wurden sie durch den zweibeinigen Hund begrüßt. „Es hat sich etwas geändert“, berichtete der Bandleader. Der Trompeter Joris de Cock war von 1989 bis 2000 ein wichtiges Mitglied in der Maryland Jazz Band, mit der er internationale Erfolge feierte, besonders in New Orleans oder bei Konzerten mit Gaststars aus „der Wiege des Jazz“. Nun ist er wieder dabei und ersetzt Jan Wouters, der die Band „aus persönlichen Gründen“ verlassen hat. „Joris bleibt bis 2020 bei uns. Dann gehen wir alle zusammen ins betreute Wohnen“, scherzte Hund, der sich erneut als echter Entertainer erwies. Die Band spielte das altbekannte „Jingle Bells“, das auch schon 1995 auf der Weihnachts-CD erschien. Das Publikum zog die Autoschlüssel aus den Hosentaschen und schüttelte sie das ganze Lied über kräftig im Takt. Von der Geräuschkulisse her hätte man meinen können, eine ganzes Rudel Pferdeschlitten sei gerade in den Kinosaal eingefahren. „Hoffentlich nehmen die da oben das nicht zu ernst“, meldete Hund seine Bedenken an, bevor die ersten Akkorde von „Let it snow“ erklangen. Bei einem Auftritt im Münsterland habe es nach dem Konzert so kräftig geschneit, dass die Autos der Bandmitglieder schließlich allesamt den Geist aufgegeben hätten. 

Der eine Musiker rammte mit seinem Wagen einen Stein, das nächste Auto erlitt einen Motorschaden, ein weiterer Fahrer verlor die Straße aus den Augen und fand sich auf einer Wiese mitten im Stadtpark wieder. Und tatsächlich: War noch vor dem Konzert nicht der Hauch einer Schneeflocke zu sehen gewesen, fielen im Anschluss dicke Flocken und begleiteten die Konzertbesucher auf ihrem Heimweg.