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Perlenketten vom „Fetten Dienstag“

Artikel vom 23.02.2011 | Zur Quelle

Um „nur“ Filme darin zu zeigen, sei der alte Saal des Capitol-Kinos einfach zu schade, meint der Kerpener Posaunist und Bandleader Gerhard „Doggy“ Hund. Drum machten die Musiker den Saal zu ihrem „Wohnzimmer“. Kerpen - Die Maryland Jazzband of Cologne hat das nostalgische Lichtspielhaus im Herzen der Kolpingstadt quasi zu ihrem Stammlokal gemacht: Seit langem geben die New-Orleans-Jazzer dort drei bis vier Konzerte im Jahr, und immer herrscht großer Andrang im „Wohnzimmer“ der Band. Bei der Matinee am Sonntag ging's besonders heiß her: Passend zur Jahreszeit hatte die Combo ein Programm mit Karnevalsmusik der jazzigen Art zusammengestellt und spannte den Bogen vom närrischen Rheinland bis ins heiße Mississippi-Delta. Was bei uns der Rosenmontag, ist in New Orleans der „Mardi Gras“, der „Fette Dienstag“. 

Mit einem gigantischen Umzug wird der abschließende Höhepunkt der Karnevalswoche gefeiert. Hunderte von Brass- und Marching Bands ziehen durch die Straßen im French Quarter. „Live tue ich mir den Trubel nicht an, ebenso wenig wie den Rosenmontagszug in Köln“, schmunzelt „Doggy“ Hund, „das Gedränge ist mir einfach zu groß.“ In die Musik, die beim Mardi Gras gespielt wird, stürzen sich die sieben Mitglieder der Maryland Jazzband aber umso lieber. So warteten Hund und Freunde mit einem fetzig-fröhlich arrangierten Reigen an Brassband-Klassikern auf, der von der „Bourbon Street Parade“ bis hin zu „Iko Iko“ reichte. Bei aller Routine, die sich im Laufe von 50 Jahren Maryland Jazzband eingestellt hat, sprühten die Musiker wieder einmal vor Spielfreude. Die gute Laune übertrug auch dank der von Hund eingestreuten Anekdoten rund um den Karneval in New Orleans prompt ins Publikum. 

Im Gepäck hatten die Musiker auch einige besondere musikalische Perlen, nämlich rheinische Karnevalslieder, die inzwischen in jazzigen Versionen auch in New Orleans gespielt werden - etwa dank Louis Armstrong, der sich, wie Hund erzählte, auf einer Deutschland-Tour in die Melodie des „Treuen Husar“ verliebte und die Nummer oft als Zugabe spielte. „Du kannst nicht treu sein“ ist ein weiteres Beispiel für eine gewisse karnevalsmusikalische Seelenverwandtschaft. „Can't Be True Dear“ heißt das Lied in der New-Orleans-Fassung, die die Maryland Band mit ihrem „Special Guest“ Engelbert Wrobel an der Klarinette intonierte. Und es gab sogar „Kamelle“: „Doggy“ Hund beschenkte das Publikum mit glitzernden Halsketten, wie sie beim Mardi Gras in Massen unters Volk gebracht werden.