Kerpen - Als kleiner Knirps ist Bernd Schmitz mit dem Dreirad durchs Foyer gesaust, und die Filmvorführer waren seine besten Freunde. „In diesem Haus liegen meine Wurzeln; hier habe ich den größten Teil meiner Kindheit verbracht. Deshalb ist es für mich eine Herzenssache, die Familientradition fort zu führen“, erklärte der 34-Jährige am Sonntag bei der feierlichen Wiedereröffnung des altehrwürdigen Capitol-Kinos in der Kölner Straße 24.
Als das Lichtspielhaus vor zwei Monaten schloss, begann in Kerpen sogleich die Gerüchteküche zu brodeln. „Die Leute munkelten unter anderem, das Kino werde einem Supermarkt Platz machen“, erzählte Schmitz, „doch so etwas stand nie zur Debatte. Dazu hänge ich viel zu sehr an dem Haus.“ Also entschloss sich Schmitz dazu, das Kino, das seine Familie seit 1978 verpachtet hatte, nach dem Auslaufen des Vertrags selber zu übernehmen und „noch mal richtig durchzustarten“.
Nach Abschluss der mehrwöchigen Renovierungspause, in der auch das gemütliche Kino-Bistro aufgemöbelt wurde, laufen nun seit einigen Tagen wieder Filme im Capitol. Zur offiziellen Wiedereröffnung gab's am Sonntag dann auch gleich einen besonderen Leckerbissen: Kurz vor dem bundesweiten Start war Sathyan Rameshs Film „Schöne Frauen“ im Beisein des Regisseurs als Vorpremiere zu sehen. Zahlreiche geladene Gäste sparten nicht mit Applaus für die hintergründig-komische Story über fünf Schauspielerinnen, die bei einem Casting spontan beschließen, in dem von Männern dominierten Filmgeschäft einfach mal eine kleine Rebellion anzuzetteln.
Bei ihrer Kino-Konzeption setzen Schmitz und seine für die Filmauswahl zuständige Mitarbeiterin Claudia Knött fortan auf eine ausgewogene Mischung aus anspruchsvollem Programmkino und publikumsträchtigen Mainstream-Streifen, ergänzt um Kinderfilme sowie um gelegentliche Theater-, Kabarett- und Musikveranstaltungen.
So gibt's am heutigen Dienstag ab 20 Uhr eine Bühnenaufführung der „Feuerzangenbowle“; für den März ist ein Gastspiel des kölschen Rock-Urgesteins Gerd Köster in Planung. Fortgesetzt wird in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk die „Filmfenster“-Reihe (ab 1. Februar jeweils dienstags). „Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt, nicht nur Filmfreunde aus Kerpen, sondern auch aus der weiteren Umgebung anzulocken“, blickt Bernd Schmitz optimistisch nach vorn.
Er baut dabei einerseits auf ein gutes Programmangebot, zum anderen aber auch auf das spezielle Nostalgie-Flair des Capitol. Der Hauptsaal (193 Plätze) mit seinen schweren Wandvorhängen, der langen Theke im hinteren Bereich sowie dem Tischlämpchen, dem Aschenbecher und dem Kellner-Rufknopf an jedem Platz wirkt in der Tat wie ein Relikt aus den 50er Jahren, als Schmitz' Großeltern das Kino eröffneten.